Get involved – lass dich darauf ein!
So fordert YOKO ONO uns Besucher ihrer Retrospektive in der Frankfurter Schirn auf! Das ist typisch für YOKO ONO und die FLUXUS Bewegung, die in den frühen 1960er Jahren in New York um „Mr. Fluxus“ George Macunias entstand und sich rund um den Globus verbreitete. 2012 wurde an verschiedenen Orten durch Ausstellungen und Aktionen an „50 Jahre Fluxus!“ erinnert: u.a. in Wiesbaden und Stuttgart.
Die Protagonisten der FLUXUS-Bewegung, zu denen YOKO ONO unbedingt gehört, suchten einen neuen Dialog mit dem Kunstbetrachter. Nicht mehr der distanzierte, rein konsumierende, bewertende Betrachter war gewünscht, sondern der Betrachter, der sich einlässt, der den Dialog zum Künstler und zum Kunstwerk aufnimmt, der das Kunstwerk fertigstellt, indem er drauftritt (Paintings to be stepped on von YOKO ONO) oder die Schere nimmt, um als Ausführender des Cut Piece YOKO ONO ihr schönstes Kleid vom Leib zu schneiden.
Die Ausstellung „Yoko Ono. Half-A-Wind Show. Eine Retrospektive“ in der Frankfurter Schirn ehrt noch bis zum 12. Mai 2013 YOKO ONO zum 80. Geburtstag, in den sie am 17. Februar mit einem Live-Konzert der Plastic Ono Band an der Berliner Volksbühne hineinfeierte. Die umfassende Retrospektive bietet einen nahezu vollständigen Überblick aus den 60 Jahren des Schaffens der Künstlerin, die als Wegbereiterin der frühen Konzept-, Film- und Performancekunst, aber auch als zentrale Gestalt der Musik, der Friedensbewegung und des Feminismus gilt. Fast 200 Objekte sind zu sehen: Filme, Dokumentationen von Performances, Installationen, Zeichnungen, Fotos, Textarbeiten. An Hörstationen ist ihre Musik zu hören.
In der Rotunde der Schirn ist die Installation Morning Beams (1996/97) zu sehen, die gespannten Taue sollen Lichtstrahlen symbolisieren, die sie eines Morgens in ihrer Küche entdeckt hat. Sonne, Wasser, Feuer, Luft – Yoko Ono arbeitet mit den Elementen. Eine ihrer frühen Performances Lighting Piece (1955) spielt mit Feuer: Light a match and watch till it goes out. 1965 führte sie ihre Performance Morning Piece in New York auf. Die Teilnehmer der Performance wurden aufgefordert, sich die Ohren zu waschen und vor Sonnenaufgang auf das Dach von Onos Wohnung in der Christopher Street 87 zu kommen. „Enter Sky“ stand auf der Tür. Sie wollte Glasstücke aus dem Meer verkaufen, rund geschliffen von den Wellen. Jedes Glasstück war mit einem Datum in der Vergangenheit oder in der Zukunft versehen: Mornings for Sale. Die Einnahmen waren zugunsten von George Maciunas gedacht, der ständig unter Geldmangel litt. Es wurden nur wenige Morgen verkauft.
Heute könnt ihr in der Ausstellung für 50 Cent Plastikdöschen aus einem Automaten Air Dispenser (1971) rauslassen, gefüllt mit Luft. Luft ist so kostbar wie Wasser. Unser Körper besteht je nach Alter und Geschlecht zu ungefähr zwei Drittel aus Wasser.
In ihrer Arbeit We are all water (2006) stehen mit Wasser gefüllte Glasflaschen stellvertretend für Menschen auf einem Holzregal, von Bertolt Brecht oder James Joyce bis zu John Lennon.
1966 hatte sie in der Londoner Indica Gallery John Lennon kennengelernt. Der Musiker besuchte die Galerie noch vor der eigentlichen Ausstellungseröffnung, Yoko Ono war noch mit dem Aufbau beschäftigt und wollte nicht, dass er ihre Handlungsanweisungen schon ausführt. Besonders beeindruckt soll er von dem Painting to Hammer a Nail (1961/1966) gewesen sein. Er soll sie gefragt haben, ob sie damit einverstanden wäre, wenn er einen imaginären Nagel in das Bild einschlägt. Mit dieser Idee konnte er sie für sich gewinnen! Es hatte gefunkt zwischen den beiden! Nun brauchte er nur noch auf die Leiter steigen und konnte ihre Antwort mit der bereitgestellten Lupe an der Decke lesen: YES! Ceiling Painting (Yes Painting), 1966.
1968 hat sie mit John Lennon den wunderbaren Film No. 5 (Smile) gemacht. Er wurde mit einer Hochgeschwindigkeitskamera gefilmt, in der normalen Geschwindigkeit abgespielt, sieht man den Musiker 51 Minuten lang in Zeitlupe lächeln.
Schon damals hatte sie die Idee, einen Film zu machen, der jeden Menschen auf der Erde beim Lächeln zeigen sollte. „My ultimate goal in film-making is to make a film which includes a smiling face snap of every single human being in the world.“ (1967)
Diese Idee hat sie heute wieder aufgegriffen in ihrem SMILE Projekt #smilesfilm
Über Twitter @smilesfilm oder Instagram #smilesfilm könnt ihr Yoko Ono euer Lächeln schicken. Get involved! Smile!
Im Foyer der Frankfurter Schirn Kunsthalle steht ein Olivenbaum als Wish Tree von YOKO ONO. Stifte, Papierzettel und Schnur liegen bereit, damit die Besucher Wünsche aufschreiben und an den Baum hängen können! Hier könnt ihr eure Wünsche aufschreiben! Ihr könnt aber auch direkt auf Yoko Onos Website gehen und dort eure Wünsche eintragen, oder ihr stellt selbst bei euch ein Bäumchen auf und ladet eure Freunde auf, ihre Wünsche zu formulieren. Wenn das Bäumchen voller Zettel ist, werden sie abgehängt, gesammelt und nach Reykjavik geschickt. Dort hat Yoko Ono in Erinnerung an John Lennon den IMAGINE PEACE TOWER errichtet.
Am Ende der Ausstellung könnt ihr in ein gläsernes Labyrinth Amaze (1971/2011) eintreten, ohne Schuhe. In der Mitte steht ein Telefon. Nehmt den Hörer ab! Wenn ihr Glück habt, habt ihr Yoko Ono an der Leitung! Get involved!
YOKO ONO. Half-A-Wind Show. Eine Retrospektive. Hrsg. von Ingrid Pfeiffer und Max Hollein. Prestel Verlag, München 2013.
grapefruit. A Book of Instructions and Drawings by Yoko Ono. Introduction by John Lennon. Neuauflage 2000.
Eine gute Einführung in die Ausstellung gibt der Film, produziert von der Schirn Kunsthalle 2013:
Ein Gedanke zu “Get involved – YOKO ONO in Frankfurt”