öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö
öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö öö
öö öö öö …
… intonierte Joseph Beuys mehrere Minuten lang bei der Immatrikulationsfeier der neuen Erstsemester in der Aula der Staatlichen Kunstakademie Düsseldorf am 30. November 1967.
Immatrikutationsfeier am 30.11.1967
Der kommissarische Direktor Professor Dr. phil. Eduard Trier hatte zur Feier ab 16 Uhr eingeladen, er selbst begrüßte und verpflichtete die Studenten laut Programm. Dann sprach Professor für Bildhauerei Karl Bobek über Form und Sitte und schließlich trat Joseph Beuys, seit 1.11.1961 Professor für monumentale Bildhauerei, ans Mikrofon mit einer Axt in der Hand. Statt einer Begrüßungsrede und Honorationenblabla konfrontierte Beuys die anwesenden Gäste, darunter Kultusminister Fritz Holthoff mit den Lauten öö öö öö …
Henning Christiansen, einer der ersten Fluxus-Komponisten, unterstützte die Aktion mit Ton-Einspielungen wie dem Aufruf „Rastplatz bitte sauberhalten“.
Der Düsseldorfer EXPRESS berichtete am nächsten Tag über das „Akademie-Happening“: „Professor bellt ins Mikrofon!“
Mit den Lauten öö öö öö wollte Beuys das Röhren eines Hirsches imitieren, der diese Laute während der Brunft ausstößt, um sein Rudel zusammenzuhalten.
Röhrende Hirsche in der Brunft_YouTube_Wildtiere
Direkte Demokratie
Fünf Jahre später wurde Joseph Beuys zur documenta 5 1972 in Kassel eingeladen. Er stellte kein Kunstwerk aus, sondern richtete sein Büro Organisation für direkte Demokratie im Museum Fridericianum in Kassel ein. Er benötigte Schultafeln für Tafelaufschriebe, mehrere Tische, Stühle, eine langstielige Baccara-Rose in einem Messzylinder mit der Aufschrift „Rose für direkte Demokratie“. Eine Neonschrift Organisation für direkte Demokratie durch Volksabstimmung wurde diagonal auf eine Stellwand vor den beiden Fenstern montiert und musste immer leuchten.
Für das bereitgelegte Informationsmaterial gab es Tragetaschen mit dem Aufdruck „So kann die Parteiendiktatur überwunden werden“.
Joseph Beuys, art intermedia EDITION, Tragetasche aus Polyäthylen mit Filzplastik,
1. Auflage 10 000 Exemplare, 1971 – (Transcript durch Andrea Welz)
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Ein Vergleich zweier Gesellschaftsformen:
DIREKTE DEMOKRATIE
JA
Souverän: | ||
Nicht nur Parteigänger sind | = DAS VOLK | Wir alle, auch parteilose! |
Freie, demokratische, soziale | Volksabstimmung | Mit Volksveto und Abwahl! |
Ein freies Volk gibt sich die | Verfassung | selbst! |
Das Volk wählt die | Bundesversammlung | als seine Repräsentanz! |
Entscheidend über die | Gesetzgebung | ist das souveräne Volk! |
Nur Fachminister in die | Verwaltung | Parteibuch genügt nicht! |
Parteilich unabhängige | Rechtsprechung | keine Beamten als Richter! |
Nicht nur politische | Interessengruppen | haben Rechte, alle! |
Um alle | MENSCHEN | geht es |
in einer wirklichen | ||
VOLKSEINFLUSS | DEMOKRATIE | |
PARTEIENEINFLUSS | PARTEIENSTAAT | |
Geld und Macht! | ||
Souverän: | ||
Meinungsmonopol der | PARTEIEN | Entscheidungsmonopol |
Keinem Verantwortliche | Hauptfunktionäre | Nur sich und sonst niemand |
Parteien machen die | Verfassung | für das schaffende Volk |
Parteien bestimmen in der | Bundesversammlung | den Repräsentanten |
Parteien beherrschen die | Legislative | ihre Abgeordneten sind immun |
Parteien repräsentieren die | Exekutive | Parteibuch genügt für jedes Amt |
Parteieneinfluss auf die | Judikative | bei Stellenbesetzungen |
Seine demokratischen Rechte darf | DAS VOLK | bei den Wahlen an Parteiische abtreten |
UND DER MENSCH? | ||
NUR ALS WÄHLER UND STEUERZAHLER INTERESSANT |
NEIN
Organisation der Nichtwähler für freie Volksabstimmung _ Informationsstelle Düsseldorf,
Andreasstrasse 25 – Tel. 148 39 Konto: Deutsche Bank Nr. 8431314
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5 € Spende sollte ich auf das auf der Tragetasche angegebene Spendenkonto einzahlen. Ich berichtete darüber: „Beuys würde sich freuen“ Doch die Deutsche Bank wollte das Geld nicht haben. Begründung: Konto falsch. Ich hab nun noch mal 5 € draufgelegt und 10 € gespendet für OMNIBUS für direkte Demokratie in Deutschland.
Übrigens:
Die Tragetasche von Joseph Beuys und die Installation ÖÖ sind zu sehen in der Sonderausstellung MYTHOS ATELIER vom 27.10.2012 bis 10.2.2013 in der Staatsgalerie Stuttgart.
LiteraturTipps:
Liebe Andrea,
klasse, dass du uns an den ERfahrungen teilhaben lässt.
Manchmal frage ich mich, wieso 50 Jahre nach all diesen Aktionen rund um den erweiterten Kunstbegriff es immer noch so ein enges Rezeptionsverhalten des Publikums gibt. Stellst du das auch fest? Dass man immer darüber diskutieren muss, dass dies und das ja wohl jeder könne. Man meint, in den Köpfen vieler Besucher ist immer noch ein Kunstideal verankert, das aus dem 19. Jahrhundert stammen könnte. Oder bin ich ungerecht, wenn ich das sage?
Auf jeden Fall ist es toll, dass zumindest im Netz einige auf die Aktion #beuysheute reagiert haben und sich mit wunderbaren eigenen Ideen gemeldet haben.
Herzliche Grüße von Anke
Liebe Anke,
vielen Dank für dein Interesse an meinem Artikel.
In der Staatsgalerie Stuttgart haben wir einen großartigen Beuys-Raum, der von Beuys selbst im Januar 1984 eingerichtet wurde. Dieser Raum bietet mir immer wieder Anlass zur Beschäftigung mit Beuys.
Gelegentliche Museumsbesucher wundern sich immer noch über die Kunst von Beuys. Auf die Idee, dass das doch jeder könne, kommt aber niemand! Da ist Beuys doch zu schräg! 😉
Ich arbeite leidenschaftlich gerne in der Kunstvermittlung und staune immer wieder, wie Menschen sich öffnen, wenn man mit ihnen gemeinsam Kunst betrachtet und Kunst hinterfragt!
In meinem Beitrag „Beuys würde sich freuen“ https://kunstundreisen.com/2012/12/beuys-wurde-sich-freuen/
berichte ich, was während einer Führung passiert ist!
Beuys ist immer noch sehr aktuell! Ich freue mich über weitere Berichte und Aktionen zu #beuysheute
Herzliche Grüsse aus Stuttgart
Andrea