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Platino. Flechtwerke und Fliehkräfte

Hauptbahnhof rot, Stadtmitte grün, Feuersee blau, Schwabstrasse gelb!
Ich sehe Vertikalen, Horizontalen, Diagonalen, runde Formen, Lichtreflexionen, Schnittstellen …

Nach über zwei Stunden Künstlerrundgang mit Platino in seiner Ausstellung Flechtwerke und Fliehkräfte im Württembergischen Kunstverein in Stuttgart bin ich auf meinem Heimweg sensibilisiert für die Farben und Strukturen der Stadt!

Platino hat den White Cube des Kunstvereins, den 1250 qm großen Ausstellungsraum zu einem Gesamtkunstwerk umgestaltet!

Ausstellungsansicht, Platino. Flechtwerke und Fliehkräfte, Württembergischer Kunstverein Stuttgart, 2013 Foto: Hans D. Christ

Breite Farbstreifen als Wandmalereien ausgeführt, strukturieren die Wände und halten den Raum zusammen. Ein großes Podest bildet eine Art Bühne, Stellwände und lange Tische oder Bänke gliedern den Ausstellungsraum. In dieses von Platino geschaffene Raumkonzept, sind rund 120 Fotografien eingebunden, eingeflochten. Farbintensive Fotografien aus allen Schaffensphasen, vom Red Space 1 bis zur Dokumentation der Farbgestaltung des Bahnhofareals in Horgen, Schweiz, die er 2007–2009 realisiert hat.

Platino arbeitet mit dem Raum, und mit Farbe. Schon immer. Angefangen hat er 1979 mit der Gestaltung seines ersten Space, dem Red Space 1 in der Olgastraße in Stuttgart. Sein Lebensraum wurde sein Kunstraum, rot die Farbe seiner Anfangsjahre.
Rot der Raum, rot die Gebrauchsgegenstände, rot die Kleidung.

Platino, Extern 130.2, 1988/2011 Courtesy: Platino

 

1985 wechselt er seinen Standort, er verändert seinen neuen Lebens- und Kunstraum in den Red Space 2. Ab 1991 nennt er den Raum nur noch Space 2, da er sich nicht mehr auf die Farbe rot beschränkt. Seit 2003 arbeitet er im und am Space 3 in Sillenbuch. Alle drei Räume dienten bzw. dienen dabei zugleich als Atelier, Wohnung und Ausstellungsraum.

 

Platino, Extern 90.1, 1994/1999 Courtesy: Platino

 

Kunst ist Leben, Raum und Farbe sind das Material. Platino erforscht die Farbe und ihre Wirkung im Raum! Hunderte von Blättern mit Farbstudien werden in Archivkästen ausgestellt! Mit weißen Baumwollhandschuhen könnt ihr die Blätter herausnehmen und Platinos Notizen auf der Rückseite lesen. Unzählige Farbvarianten wurden von ihm genauestens in eigenen Formeln festgehalten.

Fotografie das Mittel, das aus dem Space hinausführt: Seit 1982 entstehen Fotografien seiner Rauminstallationen, die sog. Externs. Bis heute fotografiert Platino analog und präsentiert die Arbeiten als Cibachrome hinter Acrylglas auf Aluminium. Diese Technik, heute Ilfachrome genannt, ergibt Bilder von exzellenter Farbbrillianz und Lichtbeständigkeit. Doch leider wird diese Technik vom Unternehmen Ilford in Kürze eingestellt. Diese Fotoarbeiten Platinos sind durch nichts zu ersetzen!

Die Farbintensität der Fotografien und die Brillianz der Oberfläche erzeugen Reflexionen, der Bildbetrachter sieht sich plötzlich im Bild integriert, die Distanz zwischen Werk und Betrachter wird aufgelöst. Verstärkt wird diese Wirkung durch die gewollte Unübersichtlichkeit des Ausstellungsraums. Beim Gang durch den Raum entstehen ständig neue Raumkonstellationen und Blickbeziehungen. Der Raum wird  zum Labyrinth, und man wird als Betrachter immer mehr hineingezogen in den Kosmos des Künstlers. Ein großartiges Kunsterlebnis, das ihr euch nicht entgehen lassen solltet!

Heute habt ihr dazu die letzte Gelegenheit!
Die Ausstellung Platino. Flechtwerke und Fliehkräfte ist im Württembergischen Kunstverein im Kunstgebäude bis Sonntag, 05.Mai 2013 um 18 Uhr zu sehen. Der letzte Künstlerrundgang mit Platino findet um 16 Uhr statt.

Reader zur Ausstellung „Platino. Flechtwerke und Fliehkräfte“ im Württembergischen Kunstverein Stuttgart.

Danke Platino für dieses große Werk und diese eindrucksvolle Ausstellung!

 

 

 

 

 

 

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