Das Kunstgespräch für Frauen fällt heute und morgen leider aus. Die Staatsgalerie Stuttgart ist seit 13.03.2020 bis auf Weiteres geschlossen – aufgrund der aktuellen Corona-Virus-Pandemie.
Im Januar 2020 haben wir mit über hundert Frauen groß gefeiert – auf Einladung der Freunde der Staatsgalerie. Denn das Angebot der Kunstvermittlung der Staatsgalerie für Frauen jeden Alters wurde 20 Jahre alt.
Das Kunstgespräch für Frauen
Nach der McKinsey Studie 1997 war das neue Motto der Staatsgalerie:
DIE KUNST BRAUCHT DEN BETRACHTER
DER BETRACHTER BRAUCHT DIE KUNST
Die Bedürfnisse der Besucher sollten stärker berücksichtigt werden. In dieser Aufbruchsstimmung hatte die damalige Leiterin der Kunstvermittlung Jeannette von Wolff im Herbst 1999 das Kunstgespräch für Frauen ins Leben gerufen – ein neues Format der dialogischen Kunstvermittlung.
In Ruhe schauen. Über Kunst Nachdenken. Hören, was andere meinen. Die eigenen Fragen stellen. Wer will, kann sich am Gespräch über ausgewählte Kunstwerke beteiligen. Um an dieser Veranstaltung teilzunehmen, braucht man keinerlei Vorwissen, vielmehr geht es um die Entwicklung einer selbständigen Kunstbetrachtung.
Nach einem Training in dialogischer Kunstvermittlung hatte sich bald ein Team von Kunsthistorikerinnen für dieses neue Format gebildet: Ute Scheitler, Judith Welsch-Körntgen und Andrea Welz. Bis heute leiten wir abwechselnd das Kunstgespräch für Frauen.
Was ist das Erfolgsrezept?
Wie läuft ein Kunstgespräch ab?
* Die Termine stehen fest, Thema und Kunstvermittlerin werden vorab nicht bekanntgegeben.
* Das Kunstgespräch dauert 90 Minuten.
* Die Kunsthistorikerin stellt das Thema vor und führt in die Kunstbetrachtung ein.
* Anschließend gibt es Zeit für individuelle Kunstbetrachtung und für informelles Gespräch untereinander in Kleingruppen und Zeit zum Lesen des Handouts zum Thema mit Informationen zum Künstler, zum Werk und anregenden Fragen zur intensiven Bildbetrachtung.
* Daran schließt sich das eigentliche Kunstgespräch an in der Gesamtgruppe, moderiert von der Kunsthistorikerin.
Diese Vorgaben haben sich über Jahre hinweg bewährt. Teilnehmerinnen betonen immer wieder, dass sie froh sind, das Thema vorab nicht zu kennen, weil sie so unbefangen in die Kunstbetrachtung gehen und die Überraschung genießen, im Bekannten wieder einmal das Unbekannte zu entdecken oder mit neuen oder selten gezeigten Kunstwerken konfrontiert zu werden, für die sie sich selbst womöglich nicht entschieden hätten.
In der Zeit der individuellen Kunstbetrachtung und des informellen Gesprächs können die Teilnehmerinnen herumgehen, das Kunstwerk aus der Nähe betrachten, es mit Werken im Ausstellungsraum vergleichen. Natürlich nützen sie auch die Zeit, um Kontakte zu knüpfen, Kontakte zu vertiefen, sich über die Kunst in der Kleingruppe auszutauschen. Sie unterstützen sich gegenseitig, ihre Fragen zu formulieren und diese dann – auch mit dem Rückhalt der kleinen informellen Gruppe – in der Gesamtgruppe zu stellen.
Das dialogische Prinzip hat Vorrang
Die Teilnehmerinnen sind nicht die passiven Zuhörerinnen, die das Wissen oder die Gelehrsamkeit der Kunsthistorikerin bewundern und zum Schluß beklatschen müssen, sondern sie sind aktiv an der Gestaltung der Kunstbetrachtung beteiligt – und klatschen am Ende eines gelungenen Gesprächs trotzdem gerne.
Die Kunsthistorikerin ist verantwortlich für die Auswahl des Themas, für Hintergrund-Informationen und die Moderation des Gesprächs.
Wann findet das Kunstgespräch für Frauen statt?
Regelmäßig nehmen zwischen 70 und 90 Frauen das Angebot der Kunstvermittlung wahr. Weil die Nachfrage so groß ist, findet es an drei Terminen zwei Mal im Monat statt. In der Regel in der ersten und dritten Woche eines Monats jeweils am Donnerstag um 10.30 Uhr und um 15.30 Uhr und am Freitag um 10.30 Uhr.
Die aktuellen Termine finden Sie im Kalender der Staatsgalerie. Tickets können Sie auch vorab im Ticketshop erwerben. Meine Termine finden Sie auf meiner Seite: Öffentliche Führungen.
Viele Teilnehmerinnen sind schon längst Freundinnen der Staatsgalerie – als Mitglied kann man nur profitieren. Man unterstützt das Museum und genießt persönliche Einladungen, aber auch freien Eintritt und kostenlose Teilnahme an vielen Führungen und Angeboten. Hier können Sie Mitglied werden.
Voraussichtlich werden die Angebote der Kunstvermittlung ab Mai 2020 wieder zur Verfügung stehen – sofern die Landeshauptstadt Stuttgart und die Landesregierung Baden-Württemberg den Besuch der Museen wieder freigeben – nach überstandener CoronaKrise.
Haben Sie Fragen zum Kunstgespräch für Frauen?
Welches Thema würden Sie gerne mal besprechen?
Schreiben Sie mir doch einen Kommentar! Ich freue mich über einen Dialog.