Mitte August ist die beste Zeit, um Kräuter zu schneiden. Im Hochsommer entfalten sie 30 Tage lang ihre höchste Heilwirkung. In katholischen Gegenden werden Kräuter traditionell an Mariä Himmelfahrt am 15. August geschnitten und zum duftenden Kräuterkranz oder Kräuterbuschen gebunden. Diese Kräuterkränze oder Kräuterbuschen werden zur Kräuterweihe mit in die Kirche genommen und dort vom Priester gesegnet. Es ist ein alter Brauch, der weit ins Mittelalter zurück geht. Er ist mit den Marienfeiertagen verbunden, weil die Marienlegende erzählt, dass die Apostel am dritten Tag nach Mariens Begräbnis ihr Grab besuchten und dort statt Maria verschiedene Heilkräuter vorfanden.
Raffael hat ein wunderbares Bild „Krönung der Jungfrau Maria“ zu dieser Geschichte gemalt, das ihr euch in der Pinakothek der Vatikanischen Museen in Rom anschauen könnt.
Die bayrische Schriftstellerin Lena Christ (1881-1920) schreibt in ihrer Erzählung „Die Rumplhanni“ (1916) über den sog. „Frauendreißiger“:
„Der Frauendreißiger, die Spanne zwischen Mariä Himmelfahrt und Mariä Namen (das ist der 12. September), ist für Landleut eine heilige und gesegnete Zeit. Kräuter, zu dieser Zeit geweiht, sind ein Abwehrmittel gegen Feuersgefahr und Wetterschaden, eine Arznei gegen Krankheit und Siechtum bei Mensch und Vieh und eine sicher wirkende Hilf zur Abtreibung aller Zauberei und Verhexung in Haus und Stall.“
Je nach Region werden eine bestimmte Anzahl von Kräutern zusammengebunden. Mindestens 7 Kräuter sollten es sein, die Zahl 7 steht für die Wochen- oder Schöpfungstage. Aber es werden auch 9, 12, 14, 15, ja sogar 77 verschiedene Kräuter zusammengebunden.
Kräuterkranz binden
Eleonore Schick überlässt es uns, wieviel und welche Kräuter wir für unseren Kranz oder Kräuterbuschen wählen. Die Kombination soll uns gefallen!
Die vhs Stuttgart bietet jeden Sommer am 15. August einen Kurs mit der Floristin an. Es ist ein herrlicher Sommerabend im Naturgarten der vhs ökostation am Wartberg in Stuttgart. Zuerst geht die Kursleiterin mit uns durch den Naturgarten und zeigt uns Kräuter und Wildblumen, die sich besonders für den Kräuterkranz eignen. Für den Kranz nimmt man als Gerüst einen Ring, gebunden aus einem Haselzweig. Nun wählt man sich die Pflanzen und schneidet sie in kleine, vielleicht 10-12 cm lange Abschnitte. Man fängt immer links mit dem Binden an und bindet gegen den Uhrzeigersinn mit Blumendraht.
Es ist eigentlich ganz einfach!
Da der Kranz in der Regel an der Wand hängt, braucht man nicht auf die Rückseite achten, sondern man sollte die Kräuter nur nach vorne schön ordnen. „Oder wollt ihr lieber Kopfkränze binden?“ fragt Eleonore Schick, die selbst einen großen Waldgarten im Bottwartal besitzt.
Kräuterbuschen binden
Für einen Kräuterbuschen nimmt man traditionell eine Königskerze für die Mitte und bindet die Kräuter oder auch Getreide drumrum.
Zunächst bin ich unsicher mit dem Schneiden der Kräuter! Ich traue mich nicht. Eleonore Schick erklärt, grüne Kräuter wie Pfefferminze kann man ruhig weit unten schneiden, so kann die Pflanze wieder neu austreiben. Verholzende Pflanzen wie Lavendel schneidet man nicht so tief. Ich vergesse meine Vorsicht, schneide meine Kräuter und binde einen großen Kräuterkranz.
Wo soll ich meinen Kräuterkranz aufhängen?
Einen Herrgottswinkel oder einen Stall habe ich nicht, sondern eine Stadtwohnung gefüllt mit Bücherregalen. Es wird sich sicher irgendwo noch ein Plätzchen finden für den duftenden Kräuterkranz! Ich bin auf seine magische Wirkung gespannt.
Viel Spaß beim Binden deines Kräuterkranzes!
Schreib mir doch einen Kommentar. Ich freue mich auf Kontakt.
Dankeschön, Frau Welz, für Ihre Lobeshymne an den Abend!
Er war auch tatsächlich schön mit all den vielen Kräutern aus dem Vhs Garten der Ökostation. Es ist ein großes Glück solch schöne Ambienten benützen zu können.
Hoffentlich haben Sie noch weiterhin viel Freude an Ihrem gelungenen Kranz.
Blumige Grüße
Eleonore Schick