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Paris: C215 #bringbackourgirls

Kürzlich in Paris: Unser letzter Spaziergang an diesem Kunstwochenende auf den Spuren von Claude Monet führte uns vom Musée de l’Orangerie mit den großformatigen Seerosen-Bildern Monets durch die Tuilerien über den Place Vendôme bis zur Garnier Oper. Die Luxusgeschäfte mit ihren teuren Auslagen und die vornehmen Luxushotels reihen sich aneinander in diesem Quartier in Paris. Doch dann die Überraschung: An der Fassade des Justizministeriums auf dem Vendôme-Platz hängen immer noch die drei Banner in den Farben der Tricolore: blau-weiß-rot.

Banner #bringbackourgirls #rendeznousnosfilles von C215 an der Fassade des Justizministeriums in Paris. Foto © Welz
Banner #bringbackourgirls #rendeznousnosfilles von C215 an der Fassade des Justizministeriums in Paris. Foto © Welz

 

Die französische Justizministerin Christine Taubira, seit 2012 im Amt, hatte im Mai 2014 den französischen Streetart-Künstler Christian Guémy aka C215 eingeladen, auf die schreckliche Massenentführung von 276 jugendlichen Schülerinnen durch die Terrorgruppe Boko Haram in der Nacht vom 14. auf 15. April 2014 in Nigeria aufmerksam zu machen. Er zeigt zwei Mädchen im Profil, dazwischen stehen auf dem Banner die Forderungen, die auch über Twitter verbreitet wurden:

#rendeznousnosfilles
#bringbackourgirls

Bringt unsere Mädchen zurück!

 

Ministère de la Justice - Place Vendôme Paris - Foto © Welz
Ministère de la Justice – Place Vendôme Paris – Foto © Welz

 

Bis heute ist ungewiss, was mit den Schülerinnen passiert ist.
Die Justizministerin Taubira greift in ihrem Twitteraccount immer wieder das Thema auf und erinnert daran, dass uns das Schicksal dieser Mädchen nicht egal sein darf.

 

 

 

Meist ist Streetart illegal. In diesen Prachtstraßen von Paris kaum zu finden.
Zu viele Überwachungskameras und Security-Leute gibt es hier in diesem Prominentenviertel mit den teuren Juwelieren rund um den Plâce Vendôme. Neben dem Justizministerium in der einstigen königlichen Kanzlei befindet sich das 5-Sterne-Luxushotel Ritz, in dem Prinzessin Diana abstieg.

Deshalb ist es so überraschend, dass ein Street-Artist eingeladen wurde, auf die Not der Mädchen aufmerksam zu machen!
Christian Guémy (geboren 1973) hat erst 2005 angefangen mit Streetart. Er hat sich auf „Stencils“ (Schablonenbilder) spezialisiert. Ich hab seine Arbeiten schon in Rom und Neapel, in Paris und Berlin und in Marrakech gefunden. Ich erkenne die Bilder an der Technik, aber auch an ihrer Signatur. Christian Guémy signiert seine Werke mit einem kleinen Kubus, in den er seinen Künstlernamen C215 integriert hat. Auf der Seite STREET ART LONDON findet ihr ein Interview mit C215.

Christian Guémy: „I try to interact with context, so I place in the streets elements and characters that belong especially to the streets. I like to show things and people that society aims at keeping hidden: homeless people, smokers, street kids, bench lovers for example“

 

Bevorzugt macht C215 seine Bilder auf Briefkästen. Hier seht er den Jungen aus dem Bild von Caravaggio "Die Berufung des Hl. Matthäus" in Rom S. Luigi dei Francesi - Foto © Welz
Bevorzugt macht C215 seine Bilder auf Briefkästen. Hier seht er den Jungen aus dem Bild von Caravaggio „Die Berufung des Hl. Matthäus“ . Das Originalgemälde hängt in Rom S. Luigi dei Francesi. Foto © Welz

 

Streetart ist temporär angelegt.
Streetart taucht meist über Nacht auf und verschwindet oft wieder.
Streetart wird von kommerziellen Putzkommandos professionell entfernt, wird übermalt, wird zerkratzt, bleicht aus.

Ich trauere diesen verlorengegangenen Werken immer ein bisschen nach.

Hier in Paris am Plâce Vendôme ist es anders. Ich habe die Banner schon im Sommer 2014 dort am Justizministerium entdeckt. Sie hängen immer noch da!

Hoffentlich können die Banner bald abgehängt werden.
Bis heute sollen noch 219 Mädchen in der Gewalt ihrer Entführer an einem unbekannten Ort sein.

Lasst endlich die Mädchen frei!

 

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