Unterwegs in Armenien

Tendre Arménie – Zartes Armenien

Tendre Arménie – Zartes Armenien 

Sein Boden ist eine einzige Narbenfurche
Schonungslos von Gott auf die Probe gestellt
Überlebt hat es nur unter grossen Opfern
Meist verraten, meist vergewaltigt

 Der Feind ist stets an seine Grenzen gestürmt
Es hat sein Los beweint, sich doch wieder gefasst
Nach mörderischen erdbebengleichen Angriffen
Es hat das Schlimmste durchgemacht, armes und zartes Armenien

Es hat Hunger, Kälte und Elend durchlitten
Es hat die Zähne zusammengebissen, zu Gott gefleht
Es hat seine Söhne und Väter in den Krieg ziehen sehen
In Begleitung ihrer Mütter, die Augen feucht von Tränen

 Schon immer  unterlag es der Habgier
Abgeschieden in seinen Bergen vor den Toren Asiens
Dicht bei den Wolken im Chor seiner Kirchen
Hat es sein Los erlitten, liebliches und zartes Armenien

Seine Geschichte ist blutgetränkt von tausend Kriegen
Von Jahrhunderten des Schmerzes wie totgeborene Hoffnungen
Seine Helden liegen auf alten Friedhöfen
Nun liegen sie, aber starben aufrecht im Angesicht des Unglücks

Es hat seine Sprache bewahrt und seine Kultur errettet
Es hat all seine Kräfte aufgeboten um der Nacht zu entkommen
Tausende Male verwüstet ist es in Reinheit wiedergeboren
Um wieder von vorn anzufangen, schönes und zartes Armenien

In diesem gepeinigten Winkel der Erde klammert es sich
An sein seit Urzeiten grausames Schicksal
Die Waffe nah bei Sense und Hacke
Um seine  Erde zu verteidigen und seine Kinder zu nähren

Endlich unabhängig auf seinem sagenumwobenen Boden
Nimmt es sich selbst in die Hand, atmet und lebt auf
Die Freiheit errungen sind alle Kräfte aufzubringen
Mit Gottes Hilfe und Glauben und Begehren

Text: Charles Aznavour
Komposition: Aida Aznavour-Garvarentz
© für die deutsche Übersetzung: Christiane Haack, Paris

Eine Taube sitzt auf der Gedenkstätte Tsitsernakaberd in Jerevan - Armenien - Foto © Welz
Eine Taube sitzt auf der Gedenkstätte Tsitsernakaberd in Jerevan – Armenien – Foto © Welz

 

Das Chanson kann man hier anhören: Tendre Arménie

 

Die Genozid-Gedenkstätte Tsitsernakaberd in Jerevan Armenien - Foto © Welz
Die Genozid-Gedenkstätte Tsitsernakaberd in Jerevan Armenien – Foto © Welz

 

Charles Aznavour, geboren 1924 in Paris, steht immer noch auf der Bühne. In Berlin hat er am 22. Mai mit einem großen Konzert seinen 90. Geburtstag gefeiert. Obwohl er schon vor Jahren seine „Abschiedstournee“ gegeben hat, geht er in diesem Jahr wieder auf Welttournee. Konzerttermine in Rom, Los Angeles, Moskau und Anvers stehen bevor. Über 800 Chansons hat er komponiert, in über 60 Filmen hat er mitgespielt, er singt in sechs verschiedenen Sprachen.
Seit dem verheerenden Erdbeben in Armenien im Jahr 1988 engagiert er sich für die Heimat seiner Eltern. Das Erdbeben am 7.12.1988 dauerte ca. 40 Sekunden und hatte die Stärke 6,9. Das Epizentrum des Bebens lag nicht weit von der nordarmenischen Stadt Spitak, die so schwer zerstört wurde, dass sie nach dem Beben aufgegeben und an anderer Stelle wieder aufgebaut wurde. Mindestens 25 000 Tote forderte das Beben, nahezu eine Million Menschen wurden obdachlos.
Aznavour komponierte damals das Lied „Pour toi Arménie“, an dem über 80 meist französische Künstlerinnen und Künstler mitwirkten. Mit dem Erlös gründete er die Organisation «Aznavour pour L’Arménie» (APA) für humanitäre Hilfe in Armenien.
Das Chanson Tendre Arménie wurde in Havanna produziert und 2007 auf seiner CD Colore ma vie veröffentlicht. Komponiert wurde es erstmals von seiner Schwester Aida Aznavour-Garvarentz. Sie war mit dem 1993 verstorbenen armenisch-französischen Komponisten Georges Garvarentz verheiratet, der mit Charles Aznavour eng zusammenarbeitete und über 100 Lieder für ihn komponiert hatte.
2008, zwanzig Jahre nach dem Erdbeben, wurde Charles Aznavour die armenische Staatsbürgerschaft verliehen. Da er seit vielen Jahren mit seiner aus Schweden stammenden Frau Ulla in der Schweiz wohnt, vertritt er Armenien bei der  Niederlassung der Vereinten Nationen in Genf. Er ist auch Vertreter Armeniens beim Kinderhilfswerk UNICEF, und seit 2009 ist er armenischer Botschafter in der Schweiz.

 

Blick auf Yerevan und den Berg Ararat von der Aussichtsplattform oberhalb der Kaskade. Der Neubau rechts ist das Maison Charles Aznavour. Foto © Welz
Blick auf Yerevan und den Berg Ararat von der Aussichtsplattform oberhalb der Kaskade. Der Neubau rechts ist das Maison Charles Aznavour. Foto © Welz

 

In der armenischen Hauptstadt Yerevan wurde 2011 das „Maison Charles Aznavour“ eröffnet. Hier kann der Künstler wohnen, wenn er in Yerevan zu Gast ist. Hier können Besucher das Charles Aznavour Museum besuchen. Es bietet einen Open-Air-Konzertsaal und einen phantastischen Panoramablick über Yerevan und auf den Berg Ararat, denn es liegt oberhalb der „Kaskade“, einer imposanten Treppenanlage, entworfen in den 1970er Jahren, die auf den Hügel zum Haghtanak-Park hinaufführt.

 

Danke Christiane für die deutsche Übersetzung des Chansons!

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