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STREETART neu entdeckt: ROBOCOOP

In Paris und Rom hab ich gerade neue STREETART Arbeiten entdeckt. Ich gebe es ehrlich zu, zunächst bin ich an den großen Plakaten vorbeigelaufen, weil ich sie für Reklame gehalten habe. Aber ich liebe diesen Moment, zu stutzen, noch einmal umzukehren, sich die Sache genauer anzusehen und festzustellen, dass es keinen Hinweis auf ein Produkt oder eine Veranstaltung gibt. Dann ist es meistens Kunst, Kunst im öffentlichen Raum: STREETART.

Paris – Le Marais – Rue des Guillemites

Paris: Rue des Guillemites mit Poster von ROBOCOOP - Foto 2016 © Welz
Paris: Rue des Guillemites mit Poster von ROBOCOOP – Foto 2016 © Welz

 

Schon Ende Januar hatte ich bei einem Spaziergang durch das Quartier MARAIS in PARIS das große Poster entdeckt. Es befindet sich an der Wand neben dem Antiquitätengeschäft L’Atelier und dem ungewöhnlichen Café L’Improbable in der Rue des Guillemites. Damals hatte ich darauf verzichtet, ein Foto zu machen. Kaum ein paar Tage später hatte ich mich schon darüber geärgert. Denn erst in Rom bin ich daraufgekommen, dass dieses Poster STREETART ist.

Nachdenken über Malerei und Architektur

Zwei Künstler arbeiten zusammen als RomaBolognaCooperazione kurz ROBOCOOP, so signieren sie auch ihre Arbeiten im öffentlichen Raum. ROBOCOOP (RomaBolognaCooperazione) is a two-man street artist from Italy, active from 2013.
So beschreiben sie sich auf ihrer Facebook-Seite ROBOCOOP

In ihren Arbeiten verbinden sie Malerei und Architektur, Vergangenheit und Gegenwart.

 

PARIS: Streetart von ROBOCOOP - Foto 2016 © Welz
PARIS: Streetart von ROBOCOOP – Foto 2016 © Welz

 

Das Poster passt sehr gut an diese Hauswand. In Paris, im Stadtquartier Marais steht auch Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft Tür an Tür. Auf dem Foto könnt ihr sehen, der Antiquitätenhändler hatte seine Waren vor das Poster gestellt. Freundlicherweise war er bereit, seine Dinge etwas zur Seite zu rücken, damit ich noch ein weiteres Foto machen konnte.

 

Paris: Streetart von ROBOCOOP - Foto 2016 © Welz
Paris: Streetart von ROBOCOOP – Foto 2016 © Welz

 

Auf ihrem Instagram-Account erklären die Künstler ihr Werk.

Die ROBOCOOP Künstler verbinden in ihrem Poster ein berühmtes Gemälde von Jan Vermeer „Straße in Delft“ (1657-1658), das im Rijksmuseum Amsterdam aufbewahrt wird, mit einem Gebäude von Aldo Rossi, gebaut für den Parc de la Villette in Paris (1986-1992).

Jan Vermeer – Die Straße von Delft – Rijksmuseum Amsterdam

Jan Vermeer, Die Straße von Delft [Public domain] via Wikimedia Commons
Jan Vermeer, Die Straße von Delft [Public domain] via Wikimedia Commons

So genial!

ROBOCOOP hat Vermeers Gemälde nach dem Rundbogentor links abgeschnitten und die Dienstmagd, die sich über das Wasserfaß beugt, befindet sich nun im Eingang des Gebäudes, das Aldo Rossi in Paris gebaut hat. Auch die weiteren Personen agieren im Gebäude des 20. Jahrhunderts, die Spitzenklöpplerin und die spielenden Kinder. Jan Vermeer hat links unter dem Fenster signiert mit IVMeer, darunter findet sich jetzt die Signatur von ROBOCOOP.

 

Rom – Corso Vittorio Emanuele II

Auch in Rom habe ich ein Poster von ROBOCOOP entdeckt, in einer schmalen Gasse, die von der Hauptverkehrsstraße Corso Vittorio Emanuele II abzweigt. Zum Glück konnte ich die Signatur ganz links entziffern, so bin auf ROBOCOOP gestoßen.

 

Rom: Streetart von ROBOCOOP - Foto 2016 © Welz
Rom: Streetart von ROBOCOOP – Foto 2016 © Welz

 

Perugino und Aldo Rossi

Hier verbinden die Künstler ein Gemälde von Perugino wieder mit der Architektur des Mailänder Architekten Aldo Rossi (1931-1997). Die abgebildeten Figuren stammen aus dem Gemälde „Wunderheilung der Tochter von Giovanni Petrazio da Rieti“.
Es gehört zu einer Serie von acht Tafeln mit Geschichten vom Heiligen Bernhardin, die in der Nationalgalerie von Umbrien in Perugia aufbewahrt werden. Perugino läßt seine Figuren vor einer Triumphbogenarchitektur agieren, ein Rundbogen öffnet den Blick in die Landschaft.

Pietro Perugino [Public domain], via Wikimedia Commons
Pietro Perugino, Wunderheilung eines Mädchens durch den Heiligen Bernhard  [Public domain], via Wikimedia Commons

Robocoop wählt ein anderes Bühnenbild für die Szene der Wunderheilung des Mädchens, eine Architektur mit enormem Tiefenzug von Aldo Rossi.

Wer weiß um welches Gebäude von Aldo Rossi es sich handelt?

Ich finde es umwerfend, wie die beiden Künstler ROBOCOOP, anscheinend Architektur-Studenten, Werke der Kunstgeschichte mit Architekturgeschichte verbinden und im Stadtraum plakatieren. Sie befreien Gemälde aus ihrem musealen Rahmen und verknüpfen sie mit Architektur, die das 20. Jahrhundert geprägt hat. Sie lenken den Blick auf Gemeinsamkeiten und schaffen etwas ganz Neues. Zeitgenössische Architekturdarstellungen werden oft durch stereotype 3D-Figuren animiert. ROBOCOOP lässt beseelte Figuren aus der Vergangenheit in der Gegenwart auftauchen. Wie wunderbar!

Streetart ist ein Geschenk für die Stadt!
Streetart è un dono per la città.

Grazie mille ROBOCOOP!

 

 

 

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